b i l d e r b u n t *
Herbstzeit - Auszeit
Zeit für Ruhe
.
. . Auch ich bedarf
wie die Natur dringend der Ruhe
Jedes Jahr das gleiche Theater:
Sobald die Tage kürzer werden, will mein Körper sich diesem Rhythmus anpassen. Bei Eintritt der Dunkelheit, wenn die Vögel ihre Schlafplätze bezogen haben, werde auch ich schläfrig und würde am liebsten mit den Piepern zu Bett gehen und mit ihnen beim Sonnenaufgang wieder aufstehen.
Von wegen "Frühjahrsmüdigkeit" - bei mir meldet sich regelmäßig jedes Jahr die Spätjahr-Müdigkeit!
Nun neigt auch dieses Jahr sich allmählich dem
Ende zu. Der Winter war diesmal so lang, der Sommer wunderbar doch
viel zu kurz. Anfang Oktober diesen Jahres hatten wir schon wieder
Schnee bei uns in den Bergen.
Noch einmal will ich auf meinen ganz
besonderen Lieblingsberg mit der Bahn hochfahren. Ich will die Zeit
nutzen, wer weiß schon wie lange das Wetter auf meiner Seite stehen
wird? Die Revision der Bahn steht kurz bevor.
Heute ist es ein besonders herrlicher
Tag:
Die warme Herbstsonne scheint vom bayerisch-blau-weißem Himmel.
Im Tal ist der Schnee geschmolzen. Die Spatzen zwitschern laut auf
der Gartenhecke, jeder von ihnen will das Sagen haben. Jetzt ist noch
Zeit, wenn die Touristen in ihren Ferienwohnungen und ihren Hotels
beim Frühstück sitzen, die meisten Leute beim samstäglichen
Einkauf sind. Dieses Kaiserwetter wird die nächsten Tage noch
anhalten. Wie gewohnt nehme ich eine der ersten Gondeln.
Dort oben auf dem Berg
habe ich endlich
wieder einmal Ruhe vom ständigen Baulärm, der einfach nicht
aufhören will. Ruhe vom Autoverkehr. Ruhe von trampelnden Nachbarn,
die aufgrund ihrer Landesherkunft keine Hausordnung lesen können.
Ruhe vom Hund im nachbarlichem Garten, der mitdiskutieren darf, wenn
Frauchen sich auf der Straße unterhält, oder im Haus telefoniert –
und das dauert einige lange Minuten!
Einatmen – ausatmen – einatmen –
ausatmen!
Es ist herrlich!
Meine Blicke schweifen über die
Alpenkette, hinab in die Täler, hinauf in den blauen Himmel, über
glitzernde Schneefelder, hinein in das gleißende Sonnenlicht.
Einatmen – ausatmen!
Gute Möglichkeiten um Kraft,
Inspiration,
Erholung und Entspannung für Körper und Seele zu
finden.
Vieles erscheint
uns Menschen so wichtig womit wir unsere
Zeit qualifizieren, um letztendlich festzustellen, wir können sie
nicht festhalten. Wir sind nicht Herr unserer Gedanken, ruhelos
fliegen wir wie diese von Gestern gerade so in die Zukunft und
verpassen uns selber. „In der Ruhe liegt die Kraft“, besonders in
der Natur, und diese brauche ich sehr, ich will sie mir jetzt holen.
Hier oben fühle ich mich sehr glücklich. Mildes Wetter, reine Luft,
starker Fels unter meinen Füßen und Ruhe – was will ich mehr!
Inzwischen
habe ich meine Runde gedreht, Natureindrücke mit dem Fotoapparat festgehalten, um sie mit Euch wieder zu teilen. Die Ausflügler werden langsam mehr. Jetzt habe ich Lust auf einen Kaffee auf der Alm. Ganz sicher werde ich jetzt noch alleine sein können.
habe ich meine Runde gedreht, Natureindrücke mit dem Fotoapparat festgehalten, um sie mit Euch wieder zu teilen. Die Ausflügler werden langsam mehr. Jetzt habe ich Lust auf einen Kaffee auf der Alm. Ganz sicher werde ich jetzt noch alleine sein können.
Tatsächlich sind um diese Zeit die meisten Tische noch frei.
So wähle ich
einen in der Nähe einer allein sitzenden Dame, trinke meinen Kaffee. Stift und Papier liegen bereit, die Ideen im Kopf will ich jetzt niederschreiben. Wie schön es heute für mich ist. Ich denke an die letzten Sommertage, wo ich hier schon die seltsamsten Touristen erlebt habe. Doch weg mit diesem Gedanken, jetzt will ich schreiben.
einen in der Nähe einer allein sitzenden Dame, trinke meinen Kaffee. Stift und Papier liegen bereit, die Ideen im Kopf will ich jetzt niederschreiben. Wie schön es heute für mich ist. Ich denke an die letzten Sommertage, wo ich hier schon die seltsamsten Touristen erlebt habe. Doch weg mit diesem Gedanken, jetzt will ich schreiben.
Augenblicklich
ist es vorbei mit der
Ruhe an diesem göttlichen Vormittag mitsamt all seinen noch immer
leeren Tischen.
Zu der Dame an meiner Seite gesellen
sich 7 weitere Personen. Tische werden verschoben, Stühle
zusammengerückt, Platz gemacht. Der mitgebrachte Wein aus dem
Supermarkt wird aus Rucksäcken geholt und in die ausgetrunkenen
Kaffeetassen eingeschenkt. Form krönt erhaben auf Gläsern mit
goldenem Weißbier. „ Hurra, endlich Wochenende!“
Die Gespräche sind laut über alle
Tische hinweg, wohl weil sie sich alleine fühlen. „Gemeinsamkeit
macht Halbstark“ fällt mir ein.
Ich flüchte
mich in die Ecke der Alm
an einen anderen herrlichen Tisch mit wohlgefälliger Sicht in die
herbstlichen Berge. Schließlich will ich nicht ungeladener Zuhörer
sein, wie wenig ich auch Lust verspüre, meine Gehörgänge mir mit
Unsinn verstopfen zu lassen. Ich will meinen eigenen Gedanken
nachhängen können.
Nicht endende Themen
über Krankheiten
werden fanatisch und weiterhin lautstark von jedem gewürdigt,
diskutiert, und finden doch keine gemeinsame Erkenntnis. Die eigene
Knieoperation wird mit einer hier nicht anwesenden Person eifrig
verglichen, Meniskusverletzungen erläutert. Unfälle detailliert
beschrieben. Dann folgt noch die unerwünschte Gewichtszunahme nebst
dem dickem Bauch einer hier abwesenden Person schockierend und bildlich
erläutert. Das lässt den Herrn am Nebentisch mit vermutlich
unvermeidlichem da altersbedingtem Rettungsreifen um seine Taille
laut auflachen.
Ein paar Tische sind nun besetzt.
Es
ist bald Mittagszeit. Am anderen Ende des Lokals klingelt laut ein
Telefon „ring, ring – ring, ring“ – da das nicht möglich
sein kann, muss es sich vermutlich um ein Handy handeln. Der
unvermeidliche und überaus wichtige Report über den
augenblicklichen Aufenthalt „auf einer Alm in den Bergen bei
herrlichem Wetter und Würste mit Kohl" auf dem Teller lässt
sicher den Anrufer in "Gemnitz" vor Neid erblassen denke ich mir. Mein
Blick erfasst jetzt einen Herrn wohl im Rentenalter, und wie so oft
zu beobachten, ohne Hörgerät. Dies erklärt gefühlte Lautstärke 9
von 10 auf meiner imaginären Skala.
Wir erfahren, dass es seinem Rücken
wieder gut geht, die Wein- und Bierselige Gruppe nickt ihm aus kleinen Augen wohlwollend zu, und erfreut sich an neuem Gesprächsstoff.
Am anderen Nebentisch
sitzt ein Mann,
blinzelt mich an. Vor seinem Speckbrettl entblößt er jetzt seinen
muskulösen Körper, um sein T-Shirt zu wechseln.
Vier Damen tauchen auf.
Obwohl noch
einige Tische frei sind wollen sie sich zu mir setzen, auch wenn der
eine Stuhl nun völlig abseits steht, das macht Ihnen gar
nichts aus. Erfahrungen werden ausgetauscht über Haarschnitte und Haarausfall, über die Vorzüge von
Asthmaspray beim Joggen auf den Berg. Durch verbesserte Atmung lässt
sich nämlich mit diesem Medikament wesentlich Zeit für den Aufstieg gewinnen. Wenn das nicht
bemerkenswert ist! Welch ein Glück, dass sie freiwillig Asthmaspray
nehmen dürfen und nicht müssen, sich in ihrer sportlichen Leistung
damit beflügeln können. Mir sind damit leider noch immer keine Flügel an den Füßen gewachsen, obwohl ich leider vor einigen Jahren dieses Medikament täglich nehmen musste. Darüber werde ich wirklich in Ruhe und ernsthaft nachdenken müssen, sobald ich Ruhe finden werde. Glücklicherweise sind die vier Damen mit
entschuldigenden Worten zu ihrer Gruppe um die Ecke abgewandert, dort
wurde etwas frei.
Einatmen – ausatmen …
Ich schließe
meine Augen, die Sonne genießen will ich
Plötzlich werde ich angesprochen.
„Ich sehe, Sie haben den schönsten
Tisch hier und sind auch allein wie ich. Vorhin habe ich mich nicht
getraut Sie anzusprechen. Dann haben diese Frauen an Ihrem Tisch
gesessen. Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten, jetzt sind wir
beide ja wieder alleine!“ zwinkert er mich an.
Ich blinzle
von der Sonne geblendet
zurück. Ach, das ist ja der Oben-ohne-Halbnackerte vom Nebentisch
jetzt in blauem T-Shirt, oh. Die anderen Tische sind inzwischen gut
besetzt, und ich entschließe mich nun doch endgültig, den Rückzug
anzutreten, mit der Gondel hinunterzufahren. Diese Niederlage lässt den hoffnungsvollen Mann mit diesem wunderbaren Körper nicht
entmutigen. Allerdings erscheint mir sein Vorschlag doch sehr
lächerlich, auf seinem „Rücken heruntergetragen werden zu
dürfen“.
Das eindringliche Rufen
meiner Gartenliege auf der
Terrasse und meines selbstgebackenen Kuchens lassen sich beim besten
Willen nicht mehr unterdrücken. Ich verzichte auf vielversprechenden
Abtransport, auf unterhaltsame Neuigkeiten, auf bildende
Krankenberichte und begebe mich nach Hause.
Schon von weitem höre ich,
in meiner
Wohngegend wird ein mir bis jetzt unbekannter Wald mit lauter Motorsäge
abgeholzt. Ach nein, das ist nur der nette Mann von nebenan, der sein
Winterholz auf der Straße zersägt. Das monotone Gebell des
Nachbarhundes wie immer zu jeglicher verbalen Auseinandersetzung allzeit bereit und
im Zwiegespräch mit Frauchen und ihrer Gesellschaft geht sogar
völlig unter.
Ich entscheide mich
für Ohrstöpsel in
den Ohren statt MP3-Player auf den Ohren „an
Kokos-Zitronen-Dattelkuchen, garniert auf Sonnenliege“, für Sonnenbrille auf die Nase, und für ein
entspanntes … Ausatmen!
Was für ein herrlicher
Tag, ausgefüllt mit Leben!
alle Rechte vorbehalten © Katharina Hecht
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